Bethlehemkirche

Die Bethlehemkirche befindet sich im Stadtteil Dresden-Tolkewitz, auf der Marienberger Straße 65 .

Sie ist unsere kleinste Kirche – was den Raum des Kirchenschiffs betrifft. Und dennoch steht die Bethlehemkirche nicht im Schatten der beiden anderen Kirchgebäude. Wie in unserem Logo zu sehen, wird sie freundlich in die Mitte genommen.

Offene Kirche: in den Sommermonaten jeden Mittwoch von 17.00 bis 19.00 Uhr geöffnet.

Kirchliches Heim 1950
Im Jahre 1674 wird Tolkewitz zusammen mit Laubegast und Seidnitz aus der Frauenkirche ausgepfarrt und Leuben zugeschlagen. 1900 wurde die Himmelfahrtskirche (Architekt Karl Emil Scherz, Blasewitz) für die ca. 13 000 Gemeindeglieder zählende große Gemeinde geweiht. Nach der Eingemeindung von Tolkewitz nach Dresden erfolgten Vergrößerung des Schulgebäudes durch Stadtbaurat Hans Erlwein feierten ab 1913 die Tolkewitzer ihre Gottesdienste und Zusammenkünfte im Festsaal der Schule.
1937 wurde Pfarrer Walter Adam in der Leubener Himmelfahrtskirche zum Dienst für den Bezirk Tolkewitz eingesegnet. Er bemühte sich von Anfang an um den Bau einer Kirche in seinem Seelsorgegebiet.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Nutzung der Schule für Gottesdienste untersagt. Die Gemeinde traf sich in der Kapelle des Johannisfriedhofs. Der Tolkewitzer Baumschulbesitzer Wilhelm Hauber stellte bescheidene Räumlichkeiten im Gut an der Wehlener Straße zur Verfügung. Den ehemaligen Pferdestall des Haubergutes baute man zum „Kirchlichen Heim“ um. Er diente bis zur Weihe der Bethlehemkirche 1951 als Zentrum der Gemeindearbeit.

Wolfgang Rauda (1907-1971)
Am 23. Juni 1950 erhielt nach erfolgtem Architektenwettbewerb Dr. Wolfgang Rauda, TH Dresden, den Auftrag, die Kirche in Tolkewitz zu bauen.
Die Grundsteinlegung der Bethlehemkirche erfolgte am 17. Dezember 1950, das Richtfest am 17. April 1951 und am 16. Dezember des gleichen Jahres wurde die Kirche feierlich eingeweiht.

Baustelle Bethlehemkirche 1951
Noch während des Kirchenbaus starb Pfarrer Walter Adam am 29. April 1951.
Pfarrer Hermann Winkler wurde am 16. Februar 1952 in sein Amt eingeführt und die Tolkewitzer Gemeinde wurde am 1. April 1953 für selbständig erklärt.
1954 wurde die Orgel geweiht, das Kruzifix am 3. Advent 1956. Im Jahr 1965 wurde der Turm fertig gestellt und das Geläut installiert.
1970 erfolgte eine erste Innensanierung. 2000 bis 2001 baute die Gemeinde an der Bethlehemkirche ein kleines Gemeindehaus und in den Jahren 2004 bis 2006 wurde die Kirche grundlegend saniert.

Gemeindehaus
Von 1968 bis 1993 war Wolfgang Berge Pfarrer an der Bethlehemkirche. Ihm folgten Pfarrerin Maria Ziemer und ab 2002 Pfarrer Dr. Hans-Peter Hasse.
Am 7. Februar 1999 wurde ein Schwesternkirchverhältnis mit der Versöhnungskirche in Striesen gegründet.
Und am 1. Januar 2006 erfolgte die Fusionierung der Bethlehemkirchgemeinde mit der Versöhnungskirchgemeinde in Striesen und der Heilig-Geist-Kirchgemeinde in Blasewitz zur Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Dresden-Blasewitz.

Entwurf von W. Rauda
Ständig wachsende Gemeindegliederzahlen und fehlende Räumlichkeiten für Gottesdienste und jegliche Gemeindearbeit ließen Mitte der 1930er Jahre, den Wunsch nach einer eigenen Kirche in Tolkewitz stärker werden. Noch vor Kriegsende erwarb man vom Bauern Schumann in Alttolkewitz Bauland an der Marienberger Straße. 1949 wurde der Antrag der Kirchgemeinde auf die Errichtung einer „Bartningschen Notkirche“ abgelehnt.
Fünf Architekten beteiligten sich 1950 an einem Entwurfswettbewerb, der bei strengster Sparsamkeit eine Kirche mit Turm, einen Saal, Räume für Kanzlei, Archiv und Unterricht sowie die Wohnungen für Pfarrer und Küster vorsah. Die Jury, bestehend aus Vertretern des Landeskirchenamtes, der Denkmalpflege und der TH Dresden, entschied sich für den Entwurf von Dr. Wolfgang Rauda (1907-1971), der dann zusammen mit Klaus Feldmann (Technische Leitung) den Auftrag erhielt.
Gleichzeitig mit dem Wettbewerb für ein Kirchgemeindezentrum in Tolkewitz wurde die Gemeinde aktiv. Tausende Ziegel wurden von 200 Gemeindegliedern im April 1950 von der Ruine Nagelstraße 1 zum künftigen Bauplatz geschafft und geputzt. Ein Tolkewitzer Baumeister stiftete 30 Kubikmeter Bauholz.
Gebaut wurde vorerst nur die Kirche, die sich in ihrem heutigen Aussehen doch sehr von den ersten Entwürfen unterscheidet.

Die Kirche ist ein einfacher Saalbau in klassischer West-Ost-Ausrichtung. Vor dem Turm an der Westseite erstreckt sich der Vorbau zur Straße hin. Den Turm schmücken die Bethlehemsymbole Krippe, Kreuz und Stern.

Das Geläut der Bethlehemkirche besteht aus vier Bronzeglocken („f“, „as“, „b“, „des“) der Firma „Schilling und Söhne“ Apolda, die 1965 nach Fertigstellung des Turms geweiht wurden. Das Turmzimmer (schmiedeeiserne Tür) war ursprünglich als Gedenkstätte für die Weltkriegstoten gedacht, wurde später als Gemeinderaum genutzt und dient heute Ausstellungszwecken.

Besonderer Blickpunkt in der Vorhalle, dem „Paradies“, ist das Kupfer-Emaille-Relief „Bethlehem unter Christi Ewigkeit“. Über der Vorhalle befindet sich die Orgelempore mit der zweimanualigen Orgel, gebaut von der Firma Jehmlich Dresden.

Das Kirchenschiff entspricht in seinem Maßen einer Bartningschen Notkirche (anderthalb mal so lang wie breit) und bietet ca. 250 Personen Platz. Die Seitenwände sind durch tiefe Fensternischen gegliedert. Die hohen Fenster bestehen aus handgezogenem Glas und gewährleisten ein warmes Tageslicht. Die Decke ist einem Zeltdach nachempfunden. Die Apsis ist eingezogen und entspricht einem Fünfachtelkreis. Prägnante Elemente sind hier die Pfeiler aus Sandstein. Die Stuckdecke bildet einen Stern mit Schweif.

Altar, Kanzel und Taufstein bestehen gleichfalls aus Sandstein. Mittelpunkt ist das von Wolfgang Rauda entworfene Kruzifix aus Eichenholz, welches der Dresdner Bildhauer Helmut Weiß schuf.
An die Apsis schließt sich die kleine Sakristei an.
Hinter der Kirche baute die Gemeinde 2000/2001 dann das bereits von Rauda vorgesehene, aber nun in den Maßen kleinere Gemeindehaus. Der Bau der Dresdner Architektin Steffi Schulze schließt sich harmonisch an die Kirche aus den 1950er Jahren an und ergänzt das 1950 geplante Ensemble.